Mittwoch, 23. März 2011

Autokilometer-Fasten



Es müssen nicht immer die Süßigkeiten sein, die in der Fastenzeit vermieden werden. Wie wär’s denn mal damit, auf Autokilometer zu verzichten? Das ist eigentlich ganz einfach: wenn möglich, wird das Auto stehen gelassen. Das mag dem einen oder anderen besonders schwer fallen, denn dann ist Beinarbeit gefragt. Ob zu Fuß oder mit dem Rad – anstrengender wird’s auf jeden Fall.

Die Idee zum Autokilometer-Fasten hatten die Katholische Landvolkbewegung (KLB) und der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB). Die Aktion läuft unter dem Motto „Fair-wandel dein Klima“. Mit dem Autokilometer-Fasten verzichtet man nämlich nicht nur auf Bequemlichkeit, sondern auch auf CO2. Und damit tut man der Umwelt etwas Gutes.

Wenn man es ganz genau betrachtet, tut der Verzicht aufs Autofahren aber auch der Gesundheit gut. Frische Luft und etwas Bewegung haben noch Keinem geschadet. Und noch etwas Gutes hat das Autokilometer-Fasten: weniger Kilometer bedeutet weniger Tanken und das schont den Geldbeutel.

Dienstag, 22. März 2011

Das Aushalten der inneren Leerstelle



Was er hat, das will er nicht, und was er will, das hat er nicht – so sagt der Volksmund angesichts einer Person, die immer etwas anderes haben will, nur eben nicht das, was gerade da ist. Es ist eine anstrengende Übung, einmal gar nichts haben zu wollen, einmal auf alle Bedürfnisse und vor allem ihre Erfüllung zu verzichten. Wer die dazugehörige Überwindung investiert, die es anfangs kostet, einmal umfassend zu verzichten, dem wird in der Regel bald darauf leicht ums Herz, und im nachhinein staunt er, wie viele Dinge ihn tagtäglich gefangen gehalten haben. Wie konnte man da, oder besser gesagt: Konnte man da überhaupt noch leben? Auch das ist eine Wirkung des Fastens: nicht nur entschleunigen – das Gegenteil von beschleunigen – , sondern das Loslassen, am besten auch einmal von sich selbst. Wer denkt da nicht an Lk 9,27: „Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten“? Und interessanterweise stellt sich dann, wenn man also komplett losgelassen hat von sich, keine Leere im Inneren ein. Was aber stellt sich ein? Abgesehen von der gesteigerten Wahrnehmungsfähigkeit, die uns ein echtes Fasten ermöglicht, nehmen wir, wenn wir nur wollen, auch das wahr, das in uns lebt, das sich regt wie ein Pflänzlein in der Wüste und sich zu einer labenden Oase entwickelt. In der Tradition verschiedener Religionen, exemplarisch im Christentum, gibt es nämlich erhebliche Spurenelemente, die auf diese Ausfüllung dieser vermeintlichen Leerstelle hindeuten. „Du bist Ich in mir“, schreibt der schlesische Arzt und Konvertit Johannes Scheffler alias Angelus Silesius und meint damit Erfüllung statt Selbstaufgabe. Und bei Paulus, im Galaterbrief 2,20, heißt es ganz explizit: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“ Auch im geheimnisvollen alttestamentlichen Gottesnamen „Ich bin der Ich bin da“ mag dieses unerwartete Dasein zumal in Wüstenwanderungen mitschwingen. Hinter dem Ausfüllenlassen der eigenen Leere im geistlichen Leben kann man auch das beziehungsreiche Geheimnis der stellvertretenden Sühne sehen: der für uns Sühne geleistet hat am Kreuz durch sein Blut füllt uns aus. Und wer ihm in dieser Hinsicht nachfolgt, stellvertretend Sühne leistet für jemand anderen, der verzichtet eben nicht, wie mancher Psychologe meint, auf sich selbst. Er verliert sich dadurch nicht und löst sich in kein Nichts hinein auf. Das Gegenteil geschieht: Gewinn an geistiger und vor allem geistlicher Größe, allerdings nicht unter der Perspektive der Leistungsgerechtigkeit. Alles Laute und Grobe fällt dann ab. Personen, denen all dies gelingt: Überwindung der eigenen ausgewachsenen Bedürfnisse, Aushalten der inneren Leerstelle bis zum Gewahrwerden des Größeren in sich selbst, Stellvertretung innerhalb der Gemeinschaft des Glaubens und somit letztlich tiefe Verehrung Gottes, solche Personen werden realistisch liebenswürdig, nicht süßlich-aufgesetzt, können Rückschläge erdulden ohne zu verhärmen oder im ewigen Jammern zu verharren. Dieses Absehen von sich selbst mit eigener rechter Selbstwerdung haben manche Heilige beschrieben – als Süßigkeit, auf die sie nie mehr verzichten wollten. Auch wenn solche mystischen Wege nicht jedermanns Sache sind, so wäre schon viel gewonnen, wenn wir sagen könnten: Was er hat, das will er, und was er nicht hat, das will er nicht. Dazu kann ein aufrichtiges Fasten verhelfen.

Forsa - Fasten


Laut einer Forsa-Studie vom März 2011 sind die Bayern bundesweit Spitzenreiter im Fasten: 44 % haben schon öfter für einen längeren Zeitraum auf etwas verzichtet und unter den Bayern finden es sogar 64 % sinnvoll, gezielt für mehrere Wochen auf ein bestimmtes Genussmittel oder Konsumgut zu verzichten. Allerdings: Die Sinnfrage wird hier ausschließlich aus gesundheitlicher Sicht gestellt. Wie viel religiöse Motivation bei den Fastenwilligen mitspielt, bleibt durch die Studie unbeantwortet. Doch vielleicht muss Fasten gar nicht immer bewusst religiös motiviert sein, um eine positive Wirkung zu zeigen. Jeder, der schon einmal auf etwas verzichtet hat, wird bestätigen können, dass eine neue Freiheit entsteht, sei es, durch neu gewonnene Zeit (z.B. beim Verzicht auf Computer, Internet oder Fernsehen - die Quote der Medienverzichter ist übrigens seit dem letzten Jahr deutlich angestiegen), sei es durch einen klaren Kopf und ein besseres Körpergefühl (z.B. beim Verzicht auf Alkohol, Süßigkeiten, Rauchen oder durch eine gesündere Ernährung im Gesamten). Und eben durch diese neue Freiheit kann ein neues Lebensgefühl entstehen, das zu einer qualitativ besseren Zeitnutzung anregt, das offen macht für sich selbst, die Mitmenschen und letztendlich immer auch für Gott.

Montag, 21. März 2011

Fasten im Neuen Testament


Die Stellen aus den Schriften des Neuen Testaments, in denen es um das Fasten geht, sind vielen bekannt, wenn auch nicht immer gewusst wird, wo sie zu finden sind. Hier ein kleiner Überblick.

Gemäß Mt 6,16-18 sagt Jesus: „Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“ Fasten und Gebet erscheinen bei Lk 2,37, als Hanna im Tempel beschrieben wird, miteinander verknüpft: „Nun war Hanna eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.“ Und ebenfalls im Lukasevangelium (5,33 ff.) steht die Frage nach dem Fasten im Raum, als Jesus gefragt wird, warum seine Jünger gerade nicht fasten: „Sie sagten zu ihm: Die Jünger des Johannes fasten und beten viel, ebenso die Jünger der Pharisäer; deine Jünger aber essen und trinken. Jesus erwiderte ihnen: Könnt ihr denn die Hochzeitsgäste fasten lassen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; in jenen Tagen werden sie fasten.“ Auch in der Apostelgeschichte (14,23), die von der frühen Kirche berichtet, ist die Rede vom Fasten: „In jeder Gemeinde bestellten sie durch Handauflegung Älteste und empfahlen sie mit Gebet und Fasten dem Herrn, an den sie nun glaubten.“

Freitag, 18. März 2011

Fasten Reinigung für Körper und Seele….



…und weil in einem gesunden Körper auch ein gesunder Geist steckt, empfiehlt es sich, beim Körper anzufangen, am besten gleich morgens in aller Frühe.
Wenn das Frühstück die Königin der Mahlzeiten repräsentiert, dann ist das Kleiemüsli ihre Mutter.
Kleie, das sind reine Ballaststoffe, die leere Schale des Weizenkorns, und damit reinigt sie wie kein anderes Lebensmittel den Körper von innen.
Durch ihre große Oberfläche fegt sie wie ein ÖKO Test geprüfter Bio-Staubsauer über die schmuddelige, völlereigeschädigte Darmflora.
Soviel zum Organischen, aber Kleie ist auch gut für die Seele. Es erfordert schon viel Disziplin und eine strukturierte Geisteshaltung, um jeden Tag konsequent die vitalisierende Schüssel Weizenspreu in sich hinein zu befördern. Für alle Leser, deren Gaumen noch nie mit der harten Realität von frühmorgendlich flockiger Gesundheit konfrontiert wurde, es ist vergleichbar mit frisch geschabten Laubholz-Sägespänen.
Aber: Jesus liebt dich und die barmherzige Muttergottes hat Nachsicht mit den Sündern, darum gibt es auch einen Weg, um die spröde Härte der Fasten-Herausforderung genießbar zu machen.
Und so geht’s:
Vier Esslöffel Weizenkleie, am besten die vom Real, die sind schön großflockig, mit heißer Milch überbrühen, nicht zuviel, sonst wird der Brei sehr suppig und nicht zu wenig, dann ist es strohig.
Drei Esslöffel Jogurt, je nach Passion Vanille, Schoko, oder Nuss, mit der Paste verrührt bewirken eine breiige Konsistenz.
Zuletzt die materialisierte Fürsprache des Dieners Gottes, Bernhard Lehner von Herrngiersdorf. Von ihm wissen wir, dass er es ist, der immer ein Auge zudrückt, wenn es um eine nicht so ganz noble Fürsprache geht.
Ein kleines Verwöhnprogramm für Zunge und Gaumen, so wie der erste Sonnenstrahl, der den Auferstehungsmorgen am Ende der Fastenzeit ankündigt.
Das materialisierte Gnadengeschenk: ein versöhnlicher Löffel Knuspermüsli - wir wechseln je nach Jogurtgeschmack Knusper Müsli und Knusper Schoko Müsli ab, dieser vollendet die Fastenspeise.

WENN IHR BETET


WENN IHR BETET, sollt ihr nicht plappern… euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet. Mt 6, 7

Mein Gott, ich könnte wirklich eine kleine Unterbrechung vertragen, und mir ein wenig Freiraum verschaffen, um vielleicht zu entdecken, wie ich bin, wenn ich mal nicht versuche, mit irgendetwas oder irgendjemandem zu verschmelzen. Die Bilanz meiner „Liebes“-Leistungen sieht nicht so gut aus. (vergl. Elizabeth Gilbert, Eat Pray Love, Berlin 2007, 109) Tägliche Online-Impulse zur Fastenzeit auf http://www.fastenbrevier.de

Anselm Grün über das Fasten

Dienstag, 15. März 2011

Fastenzeit in Taizé


Zur Fastenzeit hat sich Frère Alois, der Prior der Communauté von Taizé und „Nachfolger“ von Frère Roger auf Bitten der französischen Tageszeitung „La Croix“ einige Gedanken gemacht (zu finden in seinem Buch „Glauben wagen – Die Christlichen Feste im Jahr“, Herder), die dabei helfen können, unser Innerstes mit seiner „Sehnsucht nach dem Absoluten“ wieder bewusster wahrzunehmen und zu einer „frei gewählten Einfachheit des Lebensstils“ aus Liebe zu finden, indem wir uns Christi Gegenwart überlassen. Hier einige Auszüge aus den Gedanken von Frère Alois:

„Die Fastenzeit lässt uns zunächst an Wüste denken. Jesus verbrachte vierzig Tage in der Einsamkeit der Wüste, das Volk Gottes war vierzig Jahre lang in ihr unterwegs gewesen.

Frère Roger hingegen sprach gerne davon, dass diese Wochen vor Ostern keine Zeit der Entbehrungen oder der Trauer sind, keine Zeit, um Schuldgefühle zu pflegen, sondern ein Moment, um die Freude der Vergebung zu besingen. Für ihn war die Fastenzeit eine vierzigtägig Vorbereitung, um immer wieder einen „kleinen Frühling“ in unserem Leben zu entdecken.

Am Anfang des Matthäusevangeliums ruft Johannes der Täufer: „Kehrt um!“, und meinte damit: „Wendet euch Gott zu!“ […]

Was können wir tun, damit unser inneres Leben neuen Schwung erhält und wir die persönliche Beziehung zu Gott immer wieder neu entdecken? Jeder von uns spürt einen Durst nach dem Unendlichen. Gott hat uns mit dieser Sehnsucht nach dem Absoluten geschaffen. Geben wir ihr Raum in uns! […]

Wir sind nicht allein unterwegs; er [Christus] geht vor uns her. Ihm zu folgen, ist mit einem inneren Kampf verbunden, in dem wir uns immer wieder entscheiden müssen, um fürs ganze Leben treu zu sein. Diesen Kampf bestehen wir nicht aus eigener Kraft, sondern indem wir uns seiner Gegenwart überlassen. Der Weg ist uns nicht vorgegeben, wir müssen mit immer neuen Überraschungen zurechtkommen und mit Unvorhergesehenem schöpferisch umgehen. […]

Die Fastenzeit lädt uns ein, zu teilen. Sie lässt uns erahnen, dass es keine geistliche Selbstverwirklichung gibt, ohne aus freiem Willen und aus Liebe auf etwas zu verzichten. […] Das Evangelium betont die Einfachheit des Lebensstils. Es ruft uns zur Selbstbeherrschung auf, um uns aus freien Stücken und ohne Zwang einzuschränken. Dieser Ruf besitzt große Aktualität, nicht nur für jeden Einzelnen, sondern auch für das gesellschaftliche Leben. In frei gewählter Einfachheit können wir es aufgeben, Überflüssigem hinterher zu laufen, und damit gegen die Armut der am meisten Benachteiligten ankämpfen.

Wagen wir es, während der Fastenzeit über unseren Lebensstil nachzudenken, nicht um uns und anderen ein schlechtes Gewissen einzureden, sondern um nach Wegen der Solidarität mit den Ärmsten zu suchen. Das Evangelium ermutigt uns, miteinander zu teilen und gleichzeitig in allem die schlichte Schönheit der Schöpfung zum Vorschein kommen zu lassen.“

Heil und Fasten - Heilfasten

Seit bereits 20 Jahren gibt es ein gesteigertes Interesse am Heilfasten. Über einen Zeitraum von mehreren Wochen hinweg wird die Speisekarte auf Gemüsesuppen, Brühen, Wasser und ähnliches gesetzt – eine interessante Erfahrung, die mit dem innerlichen Loslassen lieb gewonnener Gewohnheiten einhergeht. Auch die Entfernung längst eingeschliffener Abhängigkeiten fällt somit sehr leicht. Man lernt sich selbst, zunächst den eigenen Körper, dann den Geist, ganz neu kennen. Allerdings sollte bei einem Heilfasten, das mehrere Wochen dauert, auf alle Fälle ein Arzt hinzugezogen werden.

Während der ersten Tage gehen vor allem merkwürdige Veränderungen am Körper vor sich: Naturgemäß neigt der Heilfaster zum Frösteln. Der Körper wird entschlackt, manch einer riecht etwas streng. Ratsam ist es, Kaugummis bei sich zu haben. Bald aber stellt sich, wenn alles gut geht, ein Gefühl der Leichtigkeit ein, nach dem man sich gesehnt hat. Und ganz besonders bemerkenswert: Die eigene Wahrnehmung der Dinge anhand der Sinne ändert sich. Das kann unterschiedlich ausfallen, aber auf alle Fälle erfolgt eine stärkere Bewusstwerdung der eigenen Sinnesorgane.

Manch einer fragt sich: Wie konnte ich so lange leben, ohne meiner selbst richtig bewusst zu sein? Es erheben sich Fragen nach dem weiteren Leben, manchmal sogar sehr drängend. Aber bevor zu großen Entscheidungen geschritten wird, sollte erst einmal wieder der Alltag eingekehrt sein, ohne Heilfasten. Damit sich Gefühle klären und nicht verwirren. Am besten sucht man Begleiter des Heilsfastens, empfehlungsweise geistliche Menschen, die damit auch Erfahrung haben.

Dienstag, 8. März 2011

Fastenspeisen in der Oberpfalz - früher und heute



Früher war Fasten eine Einheit von Verzicht auf Fleisch, Verzicht auf festliche Speisen und Bußbereitschaft. Aus Mangel an Lebensmitteln entstand eine Vielfalt an Fastenspeisen, die heute nur noch in der Küche der älteren Generation zu finden ist. In der Oberpfalz bestand die alte Fastenkost überwiegend aus Suppen, Mehlspeisen und Kartoffelgerichten. Von der Mehlsuppn, Brotsuppn und Brennsuppn bis zur Kartoffelsuppn, vom Hefaknödl bis zum Dotsch.
Die "1968er Jahre" waren auch hier die Zeit der Veränderung. Das II. Vatikanische Konzil hat die früher sehr strengen Fastengebote der katholischen Kirche gelockert und dem Gewissen des Einzelnen anvertraut. Der Markt bot nun alles. Ernährungsindustrie und Supermarkt sorgten dafür, dass Lebensmittel aus der ganzen Welt, unabhängig von Saison, sowie eine große Vielfalt von Fertiggerichten zum Kauf angeboten wurden. Die Ernährungsgewohnheiten änderten sich. Das Wissen über die Wertigkeit der Lebensmittel, Vitamine und bio-aktive Substanzen in den Lebensmitteln bestimmte in den folgenden Jahren die Wahl der Lebensmittel.

Heute kann die Fastenkost aus einer reichen Auswahl frischer regionaler und saisonaler Lebensmittel zusammengestellt werden, deren Erzeugung nachvollziehbar ist und die den Anforderungen einer gesunden Ernährung entspricht. Zur Verfügung stehen z.B. Kartoffeln, Porree, Karotten, Rote Rüben, Rosenkohl, Blaukraut, Weißkraut, Sauerkraut, Wirsing, Winterrettich, Winterobst und vieles mehr. Die zeitgemäße Ernährung, nach den Grundsätzen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, empfiehlt Zurückhaltung bei Butter, Rahm und Eiern, sowie Ergänzung durch Fisch, Milch, Sauermilchprodukte, Käse (lacto-vegetatible Kost), Vollkornprodukte und Honig.

Fasten heute bedeutet ganzheitliches nachhaltiges Fasten mit Selbstverpflichtung und Übernahme von Verantwortung. Selbstverpflichtung gegenüber Gott, durch sichtbare Zeichen der Wertschätzung von Lebensmitteln und Umdenken, um dem Leben Richtung zu geben. Fastenzeit ist die Zeit, Konsumgewohnheiten zu ändern zum Wohl der eigenen Gesundheit. Zeit Verantwortung zu übernehmen im Sinne eines nachhaltigen Handelns für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft.

Sonntag, 6. März 2011

"... nur durch Gebet und Fasten"


Bei Markus wird uns im neunten Kapitel seines Evangeliums der notwendige Zusammenhang von Gebet und Fasten (Vers 29) vor Augen geführt. Reines Heilfasten ohne religiösen Ansatzpunkt mag zwar modern sein, kann aber mit dem biblischen Fasten nicht viel gemeinsam haben. Ist der Sinn des Fastens nicht das bewusste Offenwerden für die Gnade Gottes?

Für mich persönlich ist die Strenge der Fastenzeit in der Kirche eine Motivation, mir wieder mehr als während des Kirchenjahres meiner Vergänglichkeit und Erlösungsbedürftigkeit durch Gott bewusst zu werden.

Durch bewusste Abstinenz von Genussmitteln wird der Blick frei auf den fastenden und leidenden Herrn, der in die Wüste der menschlichen Existenz hinabgestiegen ist, um das Menschengeschlecht zu erlösen.

Der tägliche Besuch der heiligen Messe - sofern möglich - und die Bemühung um das Verrichten des kirchlichen Stundengebetes richten mich in der Fastenzeit auf Ostern hin aus, jenes wunderbare Fest, auf das unser menschliches Dasein in seiner Gesamtheit letztlich ausgerichtet ist.

Freitag, 4. März 2011

Fast-Nacht...Maskenball im Hochgebirge




Eines schönen Abends wurden alle

Gäste des Hotels verrückt, und sie
rannten schlagerbrüllend aus der Halle
in die Dunkelheit und fuhren Ski.

Und sie sausten über weiße Hänge.
Und der Vollmond wurde förmlich fahl.
Und er zog sich staunend in die Länge.
So etwas sah er zum ersten Mal.

Manche Frauen trugen nichts als Flitter
Andre Frauen waren in Trikots.
Ein Fabrikdirektor kam als Ritter.
Und der Helm war ihm zwei Kopf zu groß.



Das Gebirge machte böse Miene.
Das Gebirge wollte seine Ruh.
Und mit einer mittleren Lawine
deckte es die blöde Bande zu.



Man begrub die kalten Herrn und Damen.
Und auch etwas Gutes war dabei:
Für die Gäste, die am Mittwoch kamen,
wurden endlich ein paar Zimmer frei.


(aus: Maskenball im Hochgebirge von Erich Kästner)





Auch wenn der Höhepunkt der Faschingsbälle und -umzüge noch bevorsteht (mein Kostüm liegt schon erwartungsvoll parat…): Schon im Wort „Fasching“, das sich von „Fastenschank“, also dem letzten Ausschank vor dem Beginn der Fastenzeit, herleiten lässt, oder in „Karneval“ vom mittellateinischen „carne levare“ (=das Fleisch wegnehmen) oder carne vale! (=Fleisch, lebe wohl!), steckt der Hinweis auf das, was danach kommt: Die Fastenzeit.



(=> meine Fortsetzung folgt hier erst am Aschermittwoch..)




Fastelovend

Fastelovend ist eigentlich der Abend vor der Fastenzeit. Weil die Kölner aber immer alles übertreiben, heißt dort die ganze Karnevalshochzeit von Donnerstag um 11:11 Uhr bis Dienstag um Mitternacht so. Eigentlich sehr menschlich der Gedanke der Fastelovend: Bevor es so richtig los geht, haue ich noch mal voll auf die Pauke bis die Schwarte kracht. Denn ein wenig Angst habe ich schon vor der Fastenzeit. 40 Tage lang weitgehend Abschied nehmen von den geliebten Konsumgewohnheiten: Tabak, Alkohol, Fleisch und üppig belegte Brote. Sich die Mühe machen, regionale Produkte einzukaufen. Eine schiere Semmel reicht, um satt zu werden. Mehr beten. Mit voller Aufmerksamkeit das Jesusbuch des Papstes lesen. Briefe schreiben an die Familie. Morgens vor der Arbeit die Messe besuchen. Mann o Mann. Ob ich das tragen kann?

Den eigenen Körper ganz wahrnehmen, nicht verleugnen - so geht Fasten


Geistliche Aspekte des Fastens: Als Phänomen gibt es das Fasten in den meisten Religionen. In einigen Religionen wurde es verstanden als Distanzierung von der verdorbenen Materie dieser Welt, dann aber auch als Erhöhung des eigenen Seins durch Bewusstwerdung und Selbstwahrnehmung – einmal im Leben etwas ändern, eingefahrene Spuren verlassen und neue Wege gehen. Wer wollte das nicht einmal versuchen? Viele Menschen sehnen sich danach. Tatsächlich ermöglicht es das Fasten, einmal das eigene, oft auf unerklärliche Weise beschwerliche Leben zu hinterfragen. Schnell erhebt sich die Frage nach der Ordnung, die es trägt – „Bewahre die Ordnung, und die Ordnung wird dich bewahren“ lautet die Erkenntnis. Und so hat das Fasten einen die Verhältnisse umkehrenden, aber auch einen bewahrenden Ordnungssinn. Im Judentum wie auch im Christentum spielt das Fasten eine erhebliche Rolle. Als die Jünger, ihrerseits daraufhin angesprochen, ihren Meister Jesus fragten, warum sie nicht fasteten, antwortete er: „Können denn die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Solange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten. Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; an jenem Tag werden sie fasten“ (Mk 2,19). Katholisches Fasten ist keine Verleugnung des Leibes, schließlich heißt es ja im Schöpfungsbericht, dass Gott sah, dass alles Geschaffene gut war; vielmehr ist es der körperliche Ausdruck für die Notwendigkeit des Menschen, immer wieder umzukehren und sich Gott, seinem Schöpfer zuzuwenden. Dies soll geschehen im Zusammenhang mit Gebet und guten Werken – für den Mitmenschen, in dessen Gesicht sich Gottes Antlitz zeigt. Und während des Fastens zeigt sich tatsächlich die häufig zitierte Verbindung von Körper und Geist: Es kommen neue, kreative Gedanken. Wer nur ein wenig Einfühlungsvermögen in sich selbst besitzt, stellt bald fest: Weniger ist mehr.

Fasten ohne tieferen Sinn - das ist wie ein schönes Haus, aber mit Schlangen und Skorpionen darin

Die folgenden Texte sind viele Jahrhunderte alt, reichen sie doch noch in die Zeit der ausgehenden Antike hinein. Teilweise würden wir heute andere Begriffe wählen, es ist aber von großem Interesse, die Vorstellungswelten des heiligen Basilios des Großen (330-379), des Erzbischofs von Caesarea in Kappadokien in der heutigen Türkei, des Ephräm des Syrers sowie des Photios zu lesen: daraus gehen nämlich innerste Anliegen des Fastens hervor, die uns gut und gern auch heute noch etwas sagen können, ja sogar sehr viel sagen.

Basilius der Große:
Begrenze die Tugend des Fastens nicht nur auf die Ernährung. Das wahre Fasten ist nicht nur das Verzichten auf verschiedene Nahrung, sondern das Verzichten auf Leidenschaften und Sünden: niemandem Unrecht tun, deinem Nächsten Kränkung, Übel und Schuld verzeihen. Sonst ist es so, dass du zwar kein Fleisch, aber doch deinen Bruder isst. Du trinkst nicht, erniedrigst aber einen anderen Menschen.

Ephräm der Syrer (303-373):
Die Zügel für die Leidenschaften ist das Fasten und die Abtilgung der Leidenschaften ist das Gebet mit Wohltätigkeit. Hüte dich vor dem, was der Tugend entgegensteht. Denn wenn Du fastest, aber unsinnig lachst, kannst du leicht stolpern. Von viel Nahrung wird der Geist grob, tüchtige Enthaltung aber reinigt ihn. Derjenige, der dem Bauch schmeichelt, kümmert sich darum, wie er ihn mit Essen füllen soll; nachdem er aber gegessen hat, quält er sich damit, wie er es verdauen soll. Die Enthaltung aber wird von Gesundheit und Munterkeit gefolgt. Das Gebet und das Fasten sind wunderbar. Sie werden durch Wohltätigkeit gestärkt, denn es heißt: „Denn Erbarmen will Ich und nicht Opfer“ (Hosea 6,6).

Fotios (810-983), Patriarch von Konstantinopel:
Ein gottgefälliges Fasten ist jenes, das neben dem Verzicht auf Nahrung auch den Verzicht auf jegliche Sünde, Hass, Neid, Lästern, unanständige Scherze, leeres Geschwätz und andere Übel umfasst. Derjenige, der nur körperlich fastet und sich dabei nicht in Tugenden übt, ist einem Menschen gleich, der ein schönes Haus gebaut hat, darin aber mit Schlangen und Skorpionen lebt.

Diese Zusammenstellung der Texte über das Fasten hat dankenswerter Weise das Serbische Patriarchat zusammengestellt.

Mittwoch, 2. März 2011

Fastenbräuche


Fastenbräuche gibt es in vielen Kulturen - mit verschiedensten Ausdrücken: medizinisch, geistig, ästhetisch, religiös. Gemeinsam ist den allermeisten Ansätzen der Wunsch, sich seiner selbst und dann der Macht, die uns trägt, bewusst zu werden und nicht zuletzt ein Auge für den zu gewinnen, der unsere Unterstützung braucht. Wir freuen uns auf viele schöne Beiträge!