Freitag, 4. März 2011

Den eigenen Körper ganz wahrnehmen, nicht verleugnen - so geht Fasten


Geistliche Aspekte des Fastens: Als Phänomen gibt es das Fasten in den meisten Religionen. In einigen Religionen wurde es verstanden als Distanzierung von der verdorbenen Materie dieser Welt, dann aber auch als Erhöhung des eigenen Seins durch Bewusstwerdung und Selbstwahrnehmung – einmal im Leben etwas ändern, eingefahrene Spuren verlassen und neue Wege gehen. Wer wollte das nicht einmal versuchen? Viele Menschen sehnen sich danach. Tatsächlich ermöglicht es das Fasten, einmal das eigene, oft auf unerklärliche Weise beschwerliche Leben zu hinterfragen. Schnell erhebt sich die Frage nach der Ordnung, die es trägt – „Bewahre die Ordnung, und die Ordnung wird dich bewahren“ lautet die Erkenntnis. Und so hat das Fasten einen die Verhältnisse umkehrenden, aber auch einen bewahrenden Ordnungssinn. Im Judentum wie auch im Christentum spielt das Fasten eine erhebliche Rolle. Als die Jünger, ihrerseits daraufhin angesprochen, ihren Meister Jesus fragten, warum sie nicht fasteten, antwortete er: „Können denn die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Solange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten. Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; an jenem Tag werden sie fasten“ (Mk 2,19). Katholisches Fasten ist keine Verleugnung des Leibes, schließlich heißt es ja im Schöpfungsbericht, dass Gott sah, dass alles Geschaffene gut war; vielmehr ist es der körperliche Ausdruck für die Notwendigkeit des Menschen, immer wieder umzukehren und sich Gott, seinem Schöpfer zuzuwenden. Dies soll geschehen im Zusammenhang mit Gebet und guten Werken – für den Mitmenschen, in dessen Gesicht sich Gottes Antlitz zeigt. Und während des Fastens zeigt sich tatsächlich die häufig zitierte Verbindung von Körper und Geist: Es kommen neue, kreative Gedanken. Wer nur ein wenig Einfühlungsvermögen in sich selbst besitzt, stellt bald fest: Weniger ist mehr.

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