Freitag, 4. März 2011

Fast-Nacht...Maskenball im Hochgebirge




Eines schönen Abends wurden alle

Gäste des Hotels verrückt, und sie
rannten schlagerbrüllend aus der Halle
in die Dunkelheit und fuhren Ski.

Und sie sausten über weiße Hänge.
Und der Vollmond wurde förmlich fahl.
Und er zog sich staunend in die Länge.
So etwas sah er zum ersten Mal.

Manche Frauen trugen nichts als Flitter
Andre Frauen waren in Trikots.
Ein Fabrikdirektor kam als Ritter.
Und der Helm war ihm zwei Kopf zu groß.



Das Gebirge machte böse Miene.
Das Gebirge wollte seine Ruh.
Und mit einer mittleren Lawine
deckte es die blöde Bande zu.



Man begrub die kalten Herrn und Damen.
Und auch etwas Gutes war dabei:
Für die Gäste, die am Mittwoch kamen,
wurden endlich ein paar Zimmer frei.


(aus: Maskenball im Hochgebirge von Erich Kästner)





Auch wenn der Höhepunkt der Faschingsbälle und -umzüge noch bevorsteht (mein Kostüm liegt schon erwartungsvoll parat…): Schon im Wort „Fasching“, das sich von „Fastenschank“, also dem letzten Ausschank vor dem Beginn der Fastenzeit, herleiten lässt, oder in „Karneval“ vom mittellateinischen „carne levare“ (=das Fleisch wegnehmen) oder carne vale! (=Fleisch, lebe wohl!), steckt der Hinweis auf das, was danach kommt: Die Fastenzeit.



(=> meine Fortsetzung folgt hier erst am Aschermittwoch..)




2 Kommentare:

  1. Elisabeth Lorenz10. März 2011 um 21:54

    Ja, was nun? Wird jegliche Lebensfreude unter einer „mittleren Lawine“ begraben? Werden einfach in den Hotels wieder „endlich ein paar Zimmer frei“? Oder ist es nicht die Chance, ganz bewusst Dinge zu begraben, die vielleicht schon länger einen zu großen Stellenwert bekommen haben? Um dann in die freien Zimmer…den Frühling einzuquartieren! Zuerst: Kräftig durchlüften, um alles für Besuch bereit zu machen… Einladungen schreiben…eine kleine Aufmerksamkeit auf das Kopfkissen legen, ein Blumensträußchen für das Nachtkästchen zu pflücken…und dabei merken, wie die Vorfreude auf die Gäste wächst.

    Eine frische Fastenbrise als Vorbereitung auf Ostern.

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  2. Nicht nur Kästners Hotelgäste sind verrückt geworden.

    Die meisten Kulturen und Religionen kennen sowohl Ventilsitten und ritualisierte Kehraus-Bräuche als auch besinnlichere (Fasten-)Zeiten. An deren Ende steht in der Regel ein großes Fest, auf das es sich vorzubereiten gilt.

    Die Römer z.B. veranstalteten um die Wintersonnenwende ein mehrtägiges ausgelassenes Fest, die Saturnalien, im Zuge dessen Herrschende und Beherrschte auch mal ihre Rollen tauschen konnten.

    Nachdenklich stimmt bei der beginnenden Vorbereitung auf Ostern, in welcher Relation die Vermarktung und Institutionalisierung der Faschings- und der Fastenzeit zueinander stehen.

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