Montag, 21. März 2011

Fasten im Neuen Testament


Die Stellen aus den Schriften des Neuen Testaments, in denen es um das Fasten geht, sind vielen bekannt, wenn auch nicht immer gewusst wird, wo sie zu finden sind. Hier ein kleiner Überblick.

Gemäß Mt 6,16-18 sagt Jesus: „Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“ Fasten und Gebet erscheinen bei Lk 2,37, als Hanna im Tempel beschrieben wird, miteinander verknüpft: „Nun war Hanna eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.“ Und ebenfalls im Lukasevangelium (5,33 ff.) steht die Frage nach dem Fasten im Raum, als Jesus gefragt wird, warum seine Jünger gerade nicht fasten: „Sie sagten zu ihm: Die Jünger des Johannes fasten und beten viel, ebenso die Jünger der Pharisäer; deine Jünger aber essen und trinken. Jesus erwiderte ihnen: Könnt ihr denn die Hochzeitsgäste fasten lassen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; in jenen Tagen werden sie fasten.“ Auch in der Apostelgeschichte (14,23), die von der frühen Kirche berichtet, ist die Rede vom Fasten: „In jeder Gemeinde bestellten sie durch Handauflegung Älteste und empfahlen sie mit Gebet und Fasten dem Herrn, an den sie nun glaubten.“

2 Kommentare:

  1. Die Jünger sollten nicht fasten, solange der Bräutigam noch da war, und dann erst fasten, als er ihnen genommen war. Also hängt dann das Fasten, das die Kirche vorschreibt, auch damit zusammen, dass uns der Bräutigam genommen ist und konkret noch nicht wiedergekehrt ist?

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  2. Vielleicht hängt die Frage zuallererst damit zusammen, dass es für alles eine richtige Zeit gibt: Schon im Buch Kohelet finden wird: „Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit: […] eine Zeit zum Weinen / und eine Zeit zum Lachen, / eine Zeit für die Klage / und eine Zeit für den Tanz;“ (Koh 3,1+4)

    Und eben dieser rechte Zeitpunkt ist gar nicht immer zu finden.
    Jesus resümiert im Matthäusevangelium einmal ganz nüchtern: „Mit wem soll ich diese Generation vergleichen? Sie gleicht Kinder, die auf dem Marktplatz sitzen und anderen Kinder zurufen: Wir haben für euch auf der Flöte Hochzeitslieder gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen und ihr habt euch nicht an die Brust geschlagen.“ (Mt 11,6+7)

    Aber…was das nun mit dem Fasten zu tun hat?
    Auch hierbei ist es nötig, zu unterscheiden zu können bzw. zu wollen, wann wofür Zeit ist, eine gewisse Sensibilität zu entwickeln.
    Unterscheidungskriterien gibt Jesus durch sein Beispiel:
    -Er selbst fastete 40 Tage im Verborgenen vor der Zeit seines öffentlichen Wirkens in der Wüste (vgl. Mk 1,13; Lk 4,-13).
    -Jesus fastet „Erfüllt vom Heiligen Geist“ (Lk 4,1) und bereitet sich auf seinen Auftrag vor

    Doch er gibt auch noch konkretere Anhaltspunkte für uns:
    -Keiner soll es dir anmerken, dass du fastest. Setz kein trübseliges Gesicht auf, sondern mach dich schön! Gott, dein Vater, sieht auch das Verborgene (vgl. Mt 6,16-18), die innere Verwandlung zählt

    Und schließlich stellt er die entscheidende Frage: „Könnt ihr denn die Hochzeitsgäste fasten lassen, solange der Bräutigam bei ihnen ist?

    Auch hier geht es also um das Gespür für die richtige Zeit: Wenn man die folgenden Sätze noch hinzunimmt, sieht man das noch deutlicher: Jesus gibt hier zwei Beispiele:
    1) Keiner näht einen neuen Flicken auf ein altes Kleid, denn wenn der Flicken abreißt, wird der Riss noch schlimmer. (vgl. Lk 5,36)
    2) Ebenso wenig gießt man neuen Wein in alte Schläuche, um nicht zu riskieren, dass die Schläuche kaputt gehen und somit auch der Wein verloren ist. (vgl. Lk 5,37)

    Konkret: Fasten in Gegenwart des Bräutigams wäre widersinnig! Ebenso widersinnig wie der neue Flicken auf dem alten Kleid. Die Jünger können also nicht fasten in Gegenwart des Messias, des Heilands! Diese Heilszeit bedeutet Freude! Fasten ist in dieser Situation nicht angemessen, um „den Riss nicht noch schlimmer“ zu machen bzw. um „den neuen Wein“ nicht verloren gehen zu lassen…

    Für uns heute sieht die Lage anders aus, die Tage, in denen uns der Bräutigam genommen sein sind gekommen. Und somit ist auch die richtige Zeit, um zu fasten! Nach der Trauer über den Tod Jesu fastete die frühe Kirche (Apg 14,23) in Erwartung des kommenden Heils. So ist auch für uns jedes Jahr neu eine Zeit der Vorbereitung auf die österliche Zeit der Gegenwart des Bräutigams nötig und sinnvoll, die die Kirche „österliche Bußzeit“ nennt.
    Und ganz im Sinne des richtigen Zeitpunkts und der Anhaltspunkte, die uns die Evangelien geben, bedeutet Fasten auch für uns keine Leistung, die wir erbringen müssen, sondern ist ein Zeichen der inneren Haltung, des Umkehrwillens.
    Bis zur endgültigen Wiederkunft Christi sind wir in diesem „Wartestatus“, aber nicht allein:

    „Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden“ (Joh 16,7)

    Und so ist auch unsere Fastenzeit eine Zeit der Freude, eine Zeit der persönlichen Vorbereitung auf die Wiederkunft des Bräutigams.

    Also kurz: Ja, das Fasten hängt wesentlich mit dem Warten auf Christi Wiederkunft zusammen!

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